Wieso ist Freundschaften schließen eigentlich so schwer?

Ist ja eigentlich ganz einfach so eine Freundschaft zu schließen oder nicht? Ob im Kindergarten, in der Schule oder später im Beruf, Menschen die ähnliche Interessen haben verstehen sich meist auf Anhieb miteinander. Sie treffen sich einige male, bauen eine Bindung miteinander auf und Schwups ist eine Freundschaft daraus entstanden. Eigentlich verrückt, wenn man darüber nachdenkt, dass uns nie jemand beigebracht oder erklärt hat, wie wir Freundschaften schließen und doch haben wir alle ohne darüber nachzudenken damit angefangen. Doch genau genommen ist nicht das Schließen einer Freundschaft für mich das Schwere, sondern das Halten. Nicht nur heute im Erwachsensein fällt mir das schwer, sondern irgendwie eigentlich schon immer. Ich war nie “die Beliebte” in der Schule, bei der immer alle vorbeikommen wollten oder die, die gefühlt jeden Tag verabredet war. Ich war meistens das Mädchen, das ständig gefragt hat, ob es vorbeikommen kann und damit schon aufdringlich war und genervt hat. Mein ganzes bisheriges Leben habe ich versucht, mich in Gruppen immer den anderen anzupassen und somit so wenig herauszustechen wie möglich. Ich machte alles, um so zu gefallen wie es die anderen wollten, anstatt so zu sein wie ich wirklich bin. Ich hab mir sogar mal in der 8. Klasse, auf einer Klassenfahrt die Haare dunkel färben lassen, nur um in die Gruppe zu passen… und glaubt mir, ich sah grauenvoll aus! Den Ärger den ich von zuhause bekommen hab mal ganz ausgenommen.

Eine ganze Zeit lang war das so, bis ich in der 9. Klasse meine Beste Freundin kennenlernte. Sie wechselte zum neuen Schuljahr und kam in unsere Klasse und was soll ich sagen, wir waren Feuer und Flamme! Bei ihr konnte ich wirklich sein wie ich bin und musste mich keineswegs verstellen. Es schwankte immer wieder zwischen ein paar Personen, die dazukamen oder wieder gingen, aber wir zwei waren wie füreinander gemacht. Wir verbrachten meisten unsere komplette zeit miteinander, vor und nach der Schule. 2016 haben wir dann unseren Abschluss gemacht und beide eine Ausbildung angefangen. Nachdem ich diese abgeschlossen und mein Fachabi in der Tasche hatte, bin ich zum studieren in die Stadt und raus aus meinem Heimatort gezogen. Naja und ab dann wurde es kritisch! Die Distanz machte sich über die Zeit hin bemerkbar und aus anfänglich wöchentlichen Kontakt, wurde dann nur noch gelegentlicher Kontakt, bis hin zu vielleicht einer Nachricht alle paar Monate. Nach jedem Treffen oder Telefonat kommt das obligatorische: “Wir müssen das unbedingt öfter machen…” oder das “Ja wir sollten wirklich wieder mehr miteinander unternehmen!” Doch meistens bleibt es leider dabei und es vergehen wieder Monate bevor man sich sieht.

Nach meinem Umzug in die Stadt war ich recht zuversichtlich was Freundschaften angeht. Ich dachte in der Uni finde ich bestimmt Leute, mit denen ich mich gut verstehe und aus vielen Kreisen hörte ich immer: “In meiner Studienzeit habe ich Freunde fürs Leben gefunden.” Doch Zoomvorlesungen und Lockdown haben diese Sachen alle nicht einfacher gemacht. Ich fand ein Paar Leute mit denen ich mich gut verstand, allerdings haben diese Freundschaften nie so gehalten wie ich dachte. Liegt es an mir? Muss ich mehr Zeit investieren? Aber wieso muss das alles von mir kommen und nicht von den anderen? In meinem letzten Blogpost habe ich angesprochen, dass die Freundinnen die ich hier gefunden habe, nicht einmal die Zeit gefunden haben, mir zu meinem Geburtstag zu gratulieren. Ist das dann noch Freundschaft oder einfach nur noch eine Bekanntschaft? Nett als sie nützlich war, aber jetzt nicht mehr wichtig genug. Ich fand diese Leute wirklich toll und hätte mir gewünscht darauf aufbauen zu können, doch dies muss nun mal immer auf Gegenseitigkeit beruhen. Ich sehe diese wahnsinnig tollen Freundschaften von anderen auf Instagram und co. und bin einfach unendlich neidisch. Ich weiß, auf Social Media ist immer nur die schöne Seite von allem zu sehen, aber niemanden zu haben ist manchmal einfach echt hart. Und ich bin einfach nun mal nicht die, die ständig Feiern geht oder ausgeht. Das Beste am Feiern gehen, ist meiner Meinung nach, dass Zusammensitzen und Fertigmachen mit den Mädels vorher. Man trinkt gemeinsam einen Lillet oder auch ein paar Gläser Wein, hört Musik zu der man so laut es geht mitsingt und lacht, sodass einem alles danach wehtut. Also wenn das kein gelungen Abend ist, dann weiß ich nicht. Deshalb mache ich mir jetzt eine Flasche Wein auf, schreibe meiner Freundin und schwelge in Erinnerungen.

Cheers Leute!! 🍷

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New Year, New Me… oder vielleicht doch nicht?

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