Der Mythos Erwachsenwerden
Wer zum Teufel hat sich eigentlich überlegt, dass man erwachsen werden muss?! Man muss sich gefühlt von Heute auf Morgen mit 500 neuen Dingen beschäftigen, von denen man vorher nicht einmal ansatzweise eine Ahnung hatte. Außerdem ist es doch echt ein wenig Betrug, dass einem niemand vorher sagt, dass du dir ab dem Zeitpunkt deines Auszuges, für den Rest deines Lebens Gedanken machen musst, was du essen bzw. kochen willst (so gut wie 365 Tage im Jahr). Haufenweise Sachen, die vorher nie ein Gedanken wert waren, werden nun wichtig. Muss ich jetzt für alles die Verantwortung übernehmen oder ist es okay, hin und wieder noch um Hilfe bei meinen Eltern fragen? Wann wart ihr denn das letzte mal zur Kontrolle beim Zahnarzt, oder habt euren Impfstatus auffrischen lassen? Also bei mir sind diese Dinge lange überfällig gewesen, bevor ich auch nur eine geringe Ahnung hatte, dass ich mich darum kümmern muss.
Ich weiss nicht ab wann jemand Erwachsen ist, ob dies ein fließender Übergang ist oder ob man sich von heute auf morgen einfach anders fühlt. Vielleicht ist es auch einfach bei jedem unterschiedlich, denn ich könnte schwören, mein Freund verhält sich die meiste Zeit wie ein 17-jähriger. Und ganz ehrlich, wenn ich daran zurückdenke, wie ich es als Kind gesehen habe, waren Leute mit Mitte 20 schon echt wie Erwachsene. Sie durften Auto fahren, wohnten nicht mehr bei Mama und Papa und konnten alles tun und lassen was sie wollen. Naja jetzt wo ich selber in dieser Position stehe, hat sich meine Sicht auf gewisse Dinge im Leben einfach verändert. Diese Dinge, die ich früher immer so falsch sah, sehe ich heute in einem anderem Licht. Damals hieß es zum Beispiel noch “Mama hör auf mir zu sagen was ich tun soll”, doch heute heißt es eher “Mama ICH weiß nicht was ich tun soll, kannst du mir helfen.” Es wechselte von “Mama du verstehst das nicht… zu “Mama ICH verstehe das nicht.” Irgendwann änderte es sich von “Mama lass mich einfach in Ruhe”… zu “Mama verlasse mich bitte niemals!” Man sagt doch immer: du weisst erst das zu schätzen was du hast, wenn es nicht mehr da ist!
Und genau so fühlt es sich mit meiner Mama an. Ich bin unendlich froh sie heute zu haben und dankbar, das sie gesund und munter ist. Aber ich glaube, dass wir alle als Kinder/Jugendliche nicht umbedigt die Dankbarkeit aufgebracht haben, die unsere Eltern verdient hätten. Ich habe dies zumindest nicht und deswegen sitze ich hier auch mit Tränen in den Augen, denn was wäre ich schon ohne meine Eltern. Natürlich war nicht immer alles einfach und gut, aber ich habe letztens ein Video gesehen, indem dieses Gefühl sehr gut zusammengefasst wurde. Egal ob die schönen Momente im Leben oder die schrecklichen, unsere Eltern erleben diese auch zum ersten mal. Für sie ist alles genau so schwierig wie für uns. Sie wissen nicht, ob sie alles richtig machen, so wie sie es umsetzten oder ob sie alles in den Sand setzten. Deshalb finde ich, sollten wir alle ein wenig mehr Nachsicht zeigen, was unsere Eltern angeht und ihnen danken! Denn spätestens wenn wir selber eine Familie gründen, ändern sich unsere Ansichten auf dieses Thema sowieso noch einmal komplett.
Diese Überwältigung der Gefühle und die Zweifel an einem selbst, nichts mehr richtig machen zu können, haben mich wirklich beschäftigt. Doch wie es der Zufall will, habe ich das tollste Beispiel für dieses Thema gefunden. Ich war die Tage nämlich mit meinem Freund im Kino und wir habe den neuen Disney Film geschaut. Im Film ging es darum, wie man sich als Kind plötzlich verändert, wenn man in die Pubertät kommt und einfach alles nicht mehr so ist, wie man es gewohnt war. Der Film macht einem klar, wie viele Sachen in so einem kleinen Kopf vorgehen und vor was für große Entscheidungen man von heute auf morgen gestellt wird. Jeder Mensch braucht in solchen Situationen bzw. bei solchen Entscheidungen Hilfe, ob von den Eltern, der Familie oder ein paar guten Freunden und wir alle sollten uns nicht davor fürchten nach dieser zu fragen.
Naja um dann doch wieder auf den Punkt zurück zukommen… Ganz egal wer sich dieses Erwachsenwerden überlegt hat, der soll sich doch bitte mal bei mir melden, denn ich hätte da ein Hühnchen mit denjenigen zu rupfen. Ich bin in meinen 20er und ich weiß nicht, ob ich nach meinem Studium weiter studiere oder anfangen soll zu arbeiten, selbst eine Firma gründen oder mein Leben erst richtig ausleben und die Welt bereisen, eine Familie gründen oder mich einfach nur in mein Bett verkriechen und heulen soll. Falls ihr da schon ein Schritt weiter seid, sagt doch einfach mal Bescheid, dann kann ich mir die nächsten 15 Nervenzusammenbrüche sparen.
Danke 🥹